Shen Xuebin zu Sinisierung und Bibel
Die Übersetzung der englischen Union Version ins Chinesische ist seit über 100 Jahren die Standartbibel in China. Pastor Shen, stellvertretender Präsident des Chinesischen Christenrates, hält sich für ein gutes Beispiel für Sinisierung.
„Einheitsversion“ der Bibel und Sinisierung des Christentums
Pastor Shen Xuebin, stellvertretender Präsident des Chinesischen Christenrates
Die „Einheitsversion“ der Bibel ist gegenwärtig die am weitesten verbreitete und erfolgreichste chinesische Bibelübersetzung. Auch auf die chinesische Literatur und Sprache hat sie großen Einfluss genommen. Vom Vorbereitungstreffen 1890 bis zur Herausgabe des gesamten Buches 1919 vergingen 30 Jahre. Diese 30 Jahre des Schreibprozesses sind die Geschichte einer Erkundung wie das Christentum in die chinesische Gesellschaft einfliessen konnte, untrennbar verbunden mit der Geschichte einer Zusammenarbeit von Autoren und noch mehr mit dem Zeugnis von Gottes wundervollem Segen für China. 2019 jährte sich das 100jährige Jubiläum der Veröffentlichung der „Einheitsversion“. Im Verlauf eines ganzes Jahrhunderts war diese Ausgabe die, welche von chinesischen Gläubigen bevorzugt genutzt wurde. Für die chinesische Kirche wurde sie zu einem Standardwerk als ihr heiliger Klassiker, das auch in chinesischer Übersetzung Weisheit und Wahrheit an uns übermittelt. Sie inspiriert die Art und Weise, in der sich das gegenwärtige Christentum an die chinesische Gesellschaft anpasst und gibt ein wundervolles Zeugnis davon ab, wie sich Christus in dem großen Gebiet Chinas ereignet. Dieser Artikel stellt einen Versuch dar, sieben verschiedene Merkmale der Einheitsversion aufzuzeigen und die Bedeutung zu erläutern, welche sie für die Implementierung der Sinisierung des Christentums einnimmt.
1. Ihr Fokus auf das Wesentliche
Ursprünglich gab es drei Editionen der Einheitsversion: eine Ausgabe in klassischem Chinesisch, eine Ausgabe in vereinfachtem klassischen Chinesisch und eine Ausgabe in Umgangssprache. Für die damalige Umgangssprache (ob beispielsweise gesprochen in Nanjing oder in Beijing) gab es noch keine schriftlich festgelegte Transkription. Für die westlichen Missionare war es während des Übersetzungsprozesses unmöglich zu beurteilen, ob die geschaffenen Texte von Chines*innen verstanden und akzeptiert würden, darum war die Mitarbeit ihrer chinesischen Assistenten von außerordentlicher Wichtigkeit. Nach Publikation der Einheitsversion wurde es den Übersetzern bewusst, dass diese maßgeblich von westlichen Personen übersetzte Ausgabe möglicherweise nicht die Übersetzung mit ultimativem Anspruch auf Gültigkeit sein könnte. Aus diesem Grund schlugen die Missionare vor, dass unbedingt Chines*innen selbst eine neue Übersetzung anfertigen müssten. Das bedeutet, dass der Stellenwert der chinesischen Übersetzer bei dieser Arbeit ohne Alternative war. Auch wenn die westlichen Übersetzer spezialisierte Kenntnisse des ursprünglichen Bibeltextes sowie profunde theologische Schulung aufweisen konnten, so war es ihnen doch nicht möglich, sich in die Lage muttersprachlicher chinesischer Bibelleser*innen zu versetzen. Die Einheitsversion ist für chinesische Menschen übersetzt worden mit dem Ziel, ihnen die Ausdrucksweise des Christentums verständlich und annehmbar zu machen. Chinesische Leser*innen waren die Adressaten der Einheitsversion, was dem Übersetzerteam von Beginn ihrer Übersetzungstätigkeit an als wichtigste Motivation vor Augen stand. Die chinesische Kirche kann sich vom zielgerichteten Bewusstsein beim Entstehungsprozess der Einheitsversion inspirieren lassen, sich selbst in den Mittelpunkt der Sinisierung zu stellen und so dem Christentum Ausdruck und eine klare Stimme zu verleihen. Sinisierung muss in der Kirche selbst leibhaftig werden. Das chinesische Christentum sollte sich seiner Bedeutung klar werden. Gegenwärtig ist dem Christentum auf politischer Ebene ein weiter Spielraum für Entwicklungen zur Verfügung gestellt, u.a. durch einen gesetzlich geregelten Rahmen, gesellschaftliche Leitlinien, sowie politische Garantien und Empfehlungen; auf akademischem Gebiet hat das Christentum in puncto Sinisierung spezifische Theoriekenntnis und wissenschaftlichen Standard erreicht. Die chinesische Kirche sollte die Gelegenheit ergreifen, jetzt an sich zu arbeiten und die gegebenen Ressourcen gut zu nutzen, sie sollte bestehende Schwierigkeiten in Ruhe analysieren und mit fester Ausrichtung voranschreiten um sich den wesentlichen Aufgaben des Christentums zu widmen.
2. Ihre Mehrheitsfähigkeit
Bereits zehn Jahre nach ihrer Veröffentlichung, hatte die <Einheitsversion> Zuspruch und Akzeptanz bei einer großen Menge Menschen gefunden. Sie wurde großflächig angenommen, kam an verschiedensten Orten im Norden und Süden Chinas in Gebrauch. Ihre Verkaufszahlen überstiegen bei weitem diejenigen aller anderen Ausgaben. Vor der Herausgabe der <Einheitsversion> kursierten noch viele andere Übersetzungen, allein die Übersetzungen in lokalen Dialekten unterschiedlicher Gebiete summierten sich auf 539 Schriften.
Nach Erscheinen der <Einheitsversion> reduzierte sich die Anzahl der Bibelausgaben in lokalen Dialekten auf 62. Wenn wir Shanghai als Beispiel nehmen, so kommen wir dort auf 56 Publikationen der Bibel in lokaler Sprache. Nach 1919 waren nur noch fünf Stück in Umlauf. Das bedeutet, die <Einheitsbibel> vereinigt auf sich Eigenschaften von Allgemeingültigkeit und Popularität. Das Übersetzerteam hat im Kontakt mit der chinesischen Gesellschaft und den einfachen Leuten nach und nach ein Gefühl für eine schlichte und verständliche Sprache entwickelt, vermutlich in Abstimmung auf die Akzeptanz der großen Mehrheit.
Die Sinisierung des Christentums bedarf auch des allgemeinen Zuspruchs. Es geht nicht nur darum, für die Menge der Gläubigen in der eigenen Kirche richtungsweisend zu sein, sondern vielmehr auch darum, die chinesischen Massen anzusprechen. Die chinesische Kirche muss ihren Glauben in einer Art zum Ausdruck bringen, der bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Verständnis, Akzeptanz, Zustimmung oder gar Wertschätzung trifft. Aus den in China allgemein verbreiteten konfuzianischen, buddhistischen und daoistischen Traditionen kann die Sinisierung des Christentums hinsichtlich ihrer Allgemeinheitstauglichkeit genauso lernen wie aus der tief verwurzelten Volksreligiösität. Das Christentum muss unbedingt in Dialog und Austausch mit Organisationen anderer Glaubensrichtungen stehen. Sie zu verstehen kann dazu beitragen das Wesen von Allgemeingültigkeit besser zu verinnerlichen. Durch die Integration ihrer erfolgreichen Erfahrungen, kann eine gegenseitige Verschmelzung des Christentums mit der chinesischen Gesellschaft erreicht werden.
3. Ihr Kulturcharakter
Im Jahr 1917 lancierte Chinas intellektuelle Elite (Hu Shi, Chen Duxiu et. al.) die `Bewegung zur Verwendung von Umgangssprache´, die sich für den schriftlichen Gebrauch der gesprochenen Sprache anstelle des klassischen Schriftstils einsetzte. Die 1919 veröffentlichte <Einheitsversion> stellte einen ersten Meilenstein in der Durchsetzung dieser Bewegung dar und wurde zu einem literarischen Modell für den Ersatz von klassischem durch gesprochenes Chinesisch. Zhou Zuoren war der Ansicht, dass der Einfluß der <Einheitsversion> auf die chinesische Kultur ebenso groß sei wie der Einfluß von Luthers deutscher Bibel auf die deutsche Kultur. Anfang der 1920er Jahre hat die Erziehungsbehörde das Unterrichten von Umgangssprache in der ersten und zweiten Grundschulklasse als Regel eingeführt. Seither hat sie legalen Status. Der Bewegung zur Einführung der Umgangssprache sowie der beständigen Kampagnenarbeit für das moderne Chinesisch und seinem Durchbruch ist es zu verdanken, dass die <Einheitsversion> in den 1930ger Jahren die Ausgaben in klassischer Schriftsprache nach und nach ersetzte. So brachte die <Einheitsversion> die Bewegung zur Einführung Umgangssprache voran und trug zu ihrer Popularität bei, andersherum führte auch der Durchbruch der Bewegung dazu, dass die <Einheitsversion> eine unangefochtene Sonderstellung unter den verschiedenen Übersetzungen einnehmen konnte. Die <Einheitsversion> verkörpert den Sprachgebrauch der chinesischen Kirche und seinen tiefgreifenden Einfluss auf Menschen chinesischer Herkunft und die chinesische Welt rund um den Globus.
Die Sinisierung des Christentums verlangt eine Vermischung mit der chinesischen Kultur; der Geist des Christentums muss systematisch durch die Sprache der chinesischen Kultur kommuniziert werden und auf diese Weise selbst zu einem untrennbaren Teil von ihr werden. Gleichzeitig müssen die Besonderheiten des chinesischen Christentums der Weltkultur gegenüber ein unverwechselbares Zeugnis abgeben. Auf der internationalen Bühne muss es einen Beitrag für die Weiterentwicklung des chinesischen Volkes leisten, mit dem es sein Selbstvertrauen und die gegenwärtige Stärke seiner Kultur bekräftigt und zum Ausdruck bringt.
4. Ihr Traditionscharakter
Das Übersetzerteam der <Einheitsversion> zog bei seiner Arbeit die Originaltexte der biblischen Schriften und andere Übersetzungen hinzu, darunter auch bestehende Ausgaben in chinesischer Umgangssprache sowie überarbeitete englische Ausgaben wie z.B. die <English Revised Version> etc.. Die Übersetzer gaben gerne zu, dass die <Einheitsversion> „sich weitgehend an den englischen und amerikanischen Revisionen orientierte“.Die vom Übersetzungskomitee festgelegten Prinzipien basierten zudem auf Erfahrungen bei älteren chinesischen Bibelübersetzungen. Hieraus lässt sich erkennen, dass die Übersetzung der <Einheitsversion> nicht im luftleeren Raum entstand, sondern das Erbe früherer Erkenntnisse fortsetzt.
Sinisierung des Christentums ist ein altes Thema. Seit Ankunft des nestorianischen Bekenntnisses in China zur Zeit der Tang-Dynastie, hat das Christentum bereits einen Prozess der Assimilation an die chinesische Gesellschaft durchlaufen. Dabei ist die <Einheitsversion> ein konkretes Beispiel im Verlauf dieses Prozesses. Die Reflektionen der heutigen Kirche zur Umsetzung der Sinisierung sollten ebenfalls die bisher gemachten Erfahrungen mit einbeziehen und von den Einsichten vergangener Generationen lernen. Die Weiterführung der universellen Glaubenstradition vorausgesetzt, sollte die chinesische Kirche besonderes Augenmerk auf die wertvollen Erfahrungen der eigenen Geschichte legen. Wu Yaozong und andere Vorreiter stießen ehemals die Drei-Selbst-Bewegung an, um dem chinesischen Christentum in der Gesellschaft des neuen China einen eigenen Platz zu erstreiten: mit dem Eintreten der Öffnungs- und Reformpolitik setzte Bischof Ding Guangxun den Aufbau des theologischen Denkens auf die Agenda um das chinesische Christentum im Einklang mit der sozialistischen Gesellschaft am Entwicklungsprozess zu beteiligen. So wie früher muss die Kirche auch heute den Spuren ihrer großartigen Wegbereiter folgen, den eindeutigen Kurs der chinesischen Kirche beibehalten, einen unwandelbaren Glauben bewahren, an den Drei-Selbst-Prinzipien festhalten und im Einklang mit der sozialistischen Gesellschaft bleiben.
5. Einheitscharakter
Die Mitarbeiter im Redaktionsteam der <Einheitsversion> kamen aus unterschiedlichen Ländern und unterschiedlichen religiösen Richtungen. Insgesamt haben 16 westliche Übersetzer am zentralen Übersetzungsprozess mitgearbeitet, außerdem einige namhafte chinesische Übersetzungsassistenten. Von Anfang an betonte die Missionskonferenz die Bedeutung der Einigkeit zwischen den an den Übersetzungen Beteiligten. Fortlaufend kam es zu Auseinandersetzungen, Kontroversen und Empfindlichkeiten unter den Übersetzern, aber am Ende haben sie doch zu einem harmonischen Miteinander gefunden und sich auf eine gemeinsame Perspektive verständigt, mit dem Ergebnis schließlich ein finales Manuskript der <Einheitsversion> zu präsentieren. Das chinesisch-ausländische Übersetzerteam hat „miteinander gearbeitet, miteinander um Worte gerungen, sich miteinander eingelassen, um `Essenz und Ausdruck jedes Satzes nach dem chinesischen Sprachgefühl´ zu finden und die Bedeutung der Sätze vollständig zum Vorschein zu bringen“. Der Geist der Einigkeit unter den westlichen Übersetzern und in der Zusammenarbeit von westlichen Übersetzern und chinesischen Assistenten hat die Endfassung der <Einheitsversion> hervorgebracht. Einigkeit bedeutet ein harmonisches Miteinander bei bestehenden Unterschieden. Es geht um gegenseitige Abstimmung im Hinblick auf das gemeinsame Ziel; darum, Dinge von der höchstmöglichen Warte aus zu regeln. Die <Einheitsversion> kann mit allem Recht als ein exzellentes Beispiel für “Symbiose im Sinne von Überbrückung von Unterschieden“ gelten.
Die Umsetzung der Sinisierung des Christentums bedarf eines einvernehmlichen Geistes. Dieses Einvernehmen meint keine völlige Einheitlichkeit theologischer Ansichten oder eine vollständig vereinheitlichte Form der Gottesdienstliturgie, sondern es meint ein gemeinsames „chinesisches Herz“ aller Gläubigen in der chinesischen Kirche; die Zugehörigkeit zum chinesischen Volk, das mit der chinesischen Nation geteilte Schicksal, die gemeinsame Entwicklung mit der sozialistischen Gesellschaft des sozialistischen China, den Gleichklang mit dem Puls der neuen Ära, für China „das Land zu stärken und die Glaubenslehre bekannt zu machen“ , gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen um den Traum des großartigen Wiedererblühens des chinesischen Volkes in die Realität umzusetzen und fleißig dafür zu kämpfen.
6. Pragmatismus
Der Übersetzungs- und Kompilationsprozess der <Einheitsversion> war ausgesprochen kompliziert und aufwendig. Angefangen bei Planung der Übersetzung, über die Einberufung des Komitees, die Auswahl der Mitglieder, die Aufteilung der Verantwortlichkeiten, Entscheidungen über die zugrunde liegenden Texte, Festlegung von prinzipiellen Kriterien bis hin zur detailliert geregelten Übersetzungsarbeit, inklusive konkreter Vorgehensweisen und Ordnung der Reihenfolge bei der Übersetzung von Texten aus dem Alten und Neuen Testament unter Berücksichtigung von Besonderheiten bei Worten und Ausdrücken. Jeder einzelne Bereich verlangte ein hohes Maß an Feingespür und praktischen Fähigkeiten. Ein Grundsatz der Übersetzung war die Balance zwischen möglichst einfacher Lesbarkeit der <Einheitsversion> und Bewahrung der Einzigartigkeit der Autorenschaft in den ursprünglichen Texten. Dabei wurden Ansichten und Einwände der chinesischen Übersetzungsgehilfen sehr wertgeschätzt. Ohne ihre Zustimmung wurde keine Textpassage angenommen, denn erst ihr literarisch-stilistisches Können entfernte „den Stolperstein des ausländischen Sprachgebrauchs“ aus dem Projekt. Die pragmatische Herangehensweise ist einer der wichtigen Gründe für die breite Akzeptanz der <Einheitsversion>.
Die Sinisierung des Christentums ist kein Slogan, keine Verbautbarung und kein formaler Akt, sondern die Verankerung der Kirche inmitten der chinesischen Realität, das Ergreifen des gegenwärtigen Momentes, um für die eigene Existenz und ihre Entwicklung einen größeren Spielraum und eine Ausweitung der Möglichkeiten zu erkämpfen. Das chinesische Christentum braucht einen auf die Praxis ausgerichteten Geist, der fest auf dem Boden der Tatsachen steht, , mit der Zeit geht, sich auf die Gesellschaft bezieht und die aktuelle Situation deutlich im Blick hat. Es ist vollkommen klar, dass Sinisierung des Christentums die Basis ist, auf der das Christentum in China existieren, sich entwickeln und dauerhaft seßhaft werden kann. Auf analytischer Ebene lässt sich sagen, dass die Gläubigen konkreter umsetzen müssen, wovon sie reden, zuverlässig und glaubhaft sein sollten. Dazu gehört, in Eigeninitiative die gesetzlichen Regeln zu befolgen, die grundlegenden Wertvorstellungen des Sozialismus in die Praxis umzusetzen und auf den Schutz des Ökosystems zu achten. Das ist unsere Pflicht und Aufgabe, um das Christentum wirklich in der chinesischen Gesellschaft zu verwurzeln.
7. Heiligkeit
Der Übersetzungsprozess der <Einheitsversion> war extremen Schwankungen ausgesetzt und denkbar schwierig. Jeder der maßgeblichen Übersetzer kam aus einer anderen Gegend, aus einer anderen christlichen Strömung, gehörte zur Führungsebene seiner Kirche oder hatte eine leitende Funktion inne. Die Übersetzungs „Früchte“ eines jeden wurden sehr wertgeschätzt.
Bei den Zusammenkünften des Komitees aber, wurde ihre Herzensarbeit auf den öffentlichen Prüfstand gestellt und von anderen teilweise so kritisiert, dass es nicht nur zu Verletzungen kam, sondern auch Übersetzungen abgelehnt wurden. Es war wirklich schwer, einen gesittet höflichen Umgangston zu bewahren, der sich gegen den Text wenden mochte, aber nicht gegen den Menschen, der ihn geschrieben hat. Dazu kommt, dass die Übersetzer der <Einheitsversion> Viele waren, unterschiedliche kirchliche Prägungen mitbrachten, verschiedene Sprachgewohnheiten repräsentierten - und doch ist es ihnen gelungen, diese im Stil sehr einheitliche, von vorne bis hinten zusammenhängende chinesische Bibel hervorzubringen. Wie bemerkenswert! In der Publikation der fertigen <Einheitsversion> zeigt sich die Gnade Gottes und seine große Wunderkraft! Hierin erweist sich die Heiligkeit der <Einheitsversion>.
Die Sinisierung des Christentums hat auch eine eigene Art von Heiligkeit. Sinisierung des Christentums ist ein über einen langen Zeitraum andauernder Prozess, bei dem sich die ein oder anderen Missverständnisse und Widerstände nicht verhindern lassen. Dennoch hat das Christentum in China von alter Zeit her bis heute seine kraftvolle Vitalität bewahrt, es ist Licht und Salz, es bezeugt Christus. Die Geschichte legt Zeugnis ab, dass Gott die chinesische Kirche von Anfang bis Ende führt und behütet. Chinesische Gläubige und Kirche sollten sich auf die Lehre der Bibel und ihre geistliche Umsetzung konzentrieren, aus den kirchlichen Doktrinen die Inhalte hervorholen, die der Harmonie der Gesellschaft nützen, auf gesunde Weise den Fortschritt befördern und im Einklang mit der heutigen Zeit stehen. Aus den kirchlichen Regeln und Glaubensgrundsätzen sollte das umgesetzt werden, was im Einklang mit den Erfordernissen der chinesischen Entwicklung steht, was der Interpretation der großartigen traditionellen chinesischen Kultur dient. Die Masse soll erkennen, dass Sinisierung die Fleischwerdung Christi ist, angenähert an seine konkrete Manifestation in China. Es ist die wahre Offenbarung Gottes in der chinesischen Kirche; es ist der Heilige Geist, der die chinesische Kirche zur kontextuellen Weisheit des neuen Zeitalters hinführt.
Die <Einheitsversion> ist keine perfekte chinesische Übersetzung, aber sie ist eine Übersetzung, deren sprachliche Autorität für chinesische Kirchen auf der ganzen Welt beispielhaft ist. Man kann sagen, dass die <Einheitsversion> in puncto sprachlicher und literarischer Kultur das geschichtliche Vorbild der Sinisierung des Christentums ist. Nach 100 Jahren <Einheitsversion> geht die Sinisierung des Christentums noch weiter, die neue Zeit hat neue Inhalte mit sich gebracht. Die Wichtigkeit, Allgemeingültigkeit, Kultiviertheit, Traditionstreue, ihre Einheitlichkeit, ihr Praxisbezug und ihre Heiligkeit sind besondere Eigenschaften, die zur heute von der chinesischen Kirche durchgeführten Sinisierung ein paar bedeutende Anregungen liefern können.
Tian Feng 8/2019
Aus dem Chinesischen I. Friemann